Plötzlich wird es heiß, das Herz stolpert, Schweiß bricht aus, Schwindel und Zittern. Das Gefühl, nicht mehr atmen zu können oder auch anderweitig die Kontrolle über den eigenen Körper zu verlieren: Eine Panikattacke.
Wer so einen Moment mal erlebt hat, denkt oft mit einer Mischung aus Schaudern oder Unverständnis daran zurück. Meist mischt sich dann auch die Angst vor einer weiteren Panikattacke dazu und Betroffene beginnen gewisse Situationen zu vermeiden. Das ist der Beginn des Teufelskreises Angststörung, der so weit führen kann, dass Betroffene mit schlimmen Verläufen nicht mehr am Alltag teilnehmen können und auch sozial vereinsamen.
Das große Warum
Obwohl es für die Besserung nahezu irrelevant ist, wollen Angstpatienten gerne verstehen, was der Auslöser für plötzlich auftretende Ängstlichkeit oder gar Panikattacken war. Natürlich kann Angst und Panik mit einer Konditionierung und dem sich selbst erhaltenden Angstkreislauf gut erklärt werden. Das ist fast schon ein mechanischer Ablauf: Wenn er erstmal in Gang gesetzt wurde, erhält er sich selbst aufrecht. In der psychologischen Beratung und Therapie wird vor allem an diesen automatisierten Abläufen gearbeitet. Die Arbeit für den Angstgeplagten besteht zunächst aus Erklärung der Funktionsweise von Ängsten, um dann in Folge diese Kreisläufe bewusst zu brechen und Unterschiede einzuführen. Das funktioniert meistens nach ein paar Wochen ausgezeichnet. Der Klient lernt wieder einen „normalen“ Umgang mit diesem Gefühl und Stück für Stück gewinnt er seine Freiheit zurück.Manchmal ist jahrelang Ruhe
Und plötzlich, nach Jahren ist sie wieder da, die Angst. Aus meiner Sicht ist dies ein Zeichen, dass in der vorangegangenen Episode nicht alles aufgeräumt wurde. Dass nämlich der eigentliche Auslöser noch da ist. Natürlich ist es wichtig, dass der/die Betroffene versteht, was ihm/ihr in dem Moment widerfährt und wie er/sie einen Umgang damit finden kann. Das sind die Kernelemente der Verhaltenstherapie und sie funktionieren ausgezeichnet. Die Angst ist aber mehr als nur eine außer Rand und Band geratene Emotion. Wer das begriffen hat, entwickelt nicht selten eine Dankbarkeit für seine innere Alarmanlage. Davon abgesehen verhilft ihm/ihr diese Sichtweise zu einem anderen, neuen Umgang mit dem ansonsten sehr ungeliebten Symptom. Wer verstanden hat, dass die Angst eine Botschaft für ihn oder sie hat, fühlt sich nicht mehr ausgeliefert und manchmal sogar dankbar. Dieser veränderte Umgang ist meistens schon der erste Schritt in Richtung Besserung. Wenn die Angst einfach nur „weg“ soll, aber der Grund ihres Kommens nicht erledigt oder wenigstens angeschaut wurde, wird sie beim nächsten Mal ihren großen Bruder mitbringen.„Warum ich, warum jetzt?“
Daher solltest Du Dir bei Auftreten häufiger Angst- oder Panikgefühle die Frage stellen, wo in Deinem Leben Du gegen Deine Bedürfnisse lebst. Ungeschönt ehrlich. Hierbei kannst Du systematisch vorgehen: Die häufigsten Bereiche sind-
Job
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Beziehungen
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Weitere Themen
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Job:
- Gehst Du gerne arbeiten, oder wartest Du montags schon auf den Freitag? Setzen Deine Attacken häufig Sonntagabend oder Montagfrüh ein? Auf der Fahrt zur Arbeit?
- Gibt es Personen, die Dich eher kritisieren als Wertschätzung zu zeigen? Fühlst Du Dich bei bestimmten Vorgesetzten oder Kollegen unwohl oder unsicher?
- Erfüllt Deine Tätigkeit Dich inhaltlich? Kannst Du Dir vorstellen auch in 5, 10 oder 20 Jahren noch dieselbe Tätigkeit mit Freude auszuführen?
- Hast Du öfter das Gefühl, die Dinge nicht zu schaffen, selbst wenn Du 24/7 arbeiten würdest?
- Leistest Du Emotionsarbeit (helfende Berufe), die nicht wertgeschätzt wird oder zu keiner Verbesserung führt?
- Haderst Du häufiger mit strukturellen Gegebenheiten, etwa dass Deine Verbesserungsvorschläge nicht angenommen werden mit der Begründung, dass das schon immer so gemacht wurde?
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Beziehung:
- Bist Du glücklich und bekommst ausreichend Zuwendung?
- Fühlst Du Dich sicher und gut aufgehoben, wertgeschätzt? Oder eher oft kritisiert, als würdest Du nicht genügen? Glaubst Du, dass Dein Partner/ Deine Partnerin sofort Schluss macht, wenn sich „etwas Besseres“ findet?
- Habt Ihr eine gute Balance von Verbundenheit und individueller Freiheit?
- Wirst Du in Deiner Beziehung eher kritisiert als wertgeschätzt?
- Hat Dein/e Partner/in eine psychische Symptomatik? (Z.B. Depression oder Ängste)
- Hast Du das Gefühl dass er oder sie ehrlich ist, oder gab es in der Vergangenheit Lügen?
- Lebst Du in einer so genannten On-Off-Beziehung?
- Gibt oder gab es in Deiner Beziehung emotionalen oder körperlichen Missbrauch?
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Weitere Themen:
- Herkunftsfamilie, Familiengeheimnisse
- Erlebte Traumata (z.B. Verlust, Krankheit, Mobbing, Missbrauch)
- Freundschaften
- Leistungsdenken
- Perfektionismus
- Helfersyndrom