Limerence: Von Hoffnung gefesselt – Wenn Liebe zur emotionalen Sucht wird

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Limerence (Limerenz): Von Hoffnung gefesselt – Wenn Liebe zur emotionalen Sucht wird

Der perfide Kreislauf

Du wartest auf eine Nachricht. Schon wieder. Dein Blick geht immer wieder zum Handy, dein Herz rast, wenn du das Display aufleuchten siehst. Vielleicht hat sie geschrieben. Vielleicht hat sie endlich begriffen, dass ihr zusammengehört. Aber dann – nichts. Stille. Oder schlimmer: Eine belanglose Nachricht, die nichts klärt, aber genug Hoffnung schürt, dass du weiter wartest.

Und genau das ist das Perfide: Du bist gefangen in einem Kreislauf aus Hoffnung, Nähe und Enttäuschung. Denn wenn sie da ist, fühlt es sich an, als hätte dich noch nie jemand so sehr gesehen, so sehr berührt – körperlich und emotional. Aber dann verschwindet sie wieder. Vielleicht ignoriert sie dich tagelang, vielleicht wertet sie dich sogar ab. Und trotzdem kannst du nicht loslassen.

Warum fühlt sich diese Verbindung so intensiv an? Warum kannst du nicht einfach aussteigen, obwohl du längst weißt, dass es dir nicht guttut? Die Antwort liegt nicht bei ihr – sondern in einem perfiden psychologischen Mechanismus, der dich süchtig macht. Und genau darüber sprechen wir heute.

Was ist Limerence (Limerenz)?

Limerence, auch als Limerenz bekannt, ist eine intensive emotionale Fixierung oder Besessenheit von einer bestimmten Person. Sie kann das Leben der Betroffenen stark beeinflussen, da Gedanken, Fantasien und Emotionen überwältigend werden. Während Limerence oft als romantische Verliebtheit missverstanden wird, geht sie weit darüber hinaus und kann ein Zeichen tieferliegender psychologischer Muster sein.

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Typische Anzeichen von Limerence

Limerence ist nicht einfach nur ein starkes Interesse an einer Person. Es fühlt sich an wie eine emotionale Achterbahnfahrt, bei der jedes noch so kleine Signal der betroffenen Person das eigene Wohlbefinden bestimmt.

  • Ständiges Überprüfen von Nachrichten oder dem Online-Status der Person
  • Wiederholtes Lesen alter Nachrichten als Bestätigung für die Verbindung
  • Vernachlässigung eigener Hobbys, Interessen und sozialer Kontakte
  • Hoffnung auf eine plötzliche Veränderung trotz wiederholter Enttäuschung
  • Idealisierung der Person trotz negativer Erfahrungen

Besonders quälend ist die Hoffnung, dass die Person doch noch erkennt, wie tief die Verbindung ist. Doch stattdessen gibt es nur widersprüchliche Signale: mal gibt sie einem das Gefühl, etwas Besonderes zu sein, dann folgt wieder eine Phase der völligen Abweisung.

Viele Betroffene – insbesondere Männer – berichten zudem, dass sie noch nie eine solche Innigkeit, Intensität (körperlich und seelisch) und Nähe erlebt haben, wie mit dieser einen Person. Diese emotionale und körperliche Verbundenheit kann sich einzigartig anfühlen, fast wie eine süchtig machende Droge.

Die Suchtstruktur von Limerence: Intermittierende Verstärkung

Limerence ähnelt in vielen Aspekten einer Sucht. Einer der Hauptgründe, warum es so schwer ist, sich zu lösen, ist der Mechanismus der intermittierenden Verstärkung.

  • Unvorhersehbare Belohnung: Manchmal gibt es intensive Nähe, dann wieder plötzliche Distanz. Diese Unvorhersehbarkeit verstärkt die Fixierung.
  • Selektive Erinnerung: Negative Erlebnisse werden ausgeblendet, das Gehirn klammert sich an die seltenen positiven Momente.
  • Dopamin-Kick: Jede kleine Aufmerksamkeit der Person führt zu einem Glücksgefühl – vergleichbar mit einer Sucht.

Genau dieses Muster hält Betroffene in einem toxischen Kreislauf gefangen und verstärkt die emotionale Abhängigkeit.

Warum trifft es manche Menschen stärker als andere?

Limerence wird oft mit unsicheren Bindungserfahrungen in der Kindheit in Verbindung gebracht. Doch jeder kann in diesen Kreislauf geraten.

Nicht selten betrifft Limerence eine Konstellation, in der der andere Partner Schwierigkeiten hat, eine Bindung aufrechtzuerhalten, wie bei Borderline-Strukturen. Dadurch könnte es sein, dass die Person, die von Limerence betroffen ist, eigentlich selbst Angst vor echter Nähe hat – und sich unbewusst jemanden aussucht, der nicht dauerhaft verfügbar ist.

Die zerstörerischen Folgen von Limerence

Viele wollen oder können den Absprung nicht schaffen, weil sie das Gefühl haben, einen Teil von sich aufzugeben. Die Fixierung ist so tief verankert, dass die Vorstellung, ohne diese Person weiterzumachen, fast wie eine Identitätskrise wirkt. Man fragt sich: Wer bin ich, wenn ich diese Verbindung loslasse?

  • Jahrelange emotionale Abhängigkeit – Limerence kann Jahre deines Lebens rauben.
  • Ego-Verlust – Jede Ablehnung wird als persönliche Abwertung empfunden.
  • Blockade für neue Beziehungen – Man bleibt emotional unerreichbar für gesunde Partnerschaften.
  • Selbstzweifel und Isolation – Das eigene Leben dreht sich nur noch um eine Person, während alles andere verblasst.

Während die betroffene Person weitermacht, vielleicht längst in einer anderen Beziehung ist, bleibt man selbst in einer Endlosschleife aus Sehnsucht und Selbstzweifeln gefangen. Es ist, als würde man sich selbst auf Pause drücken, während das Leben weitergeht.

Wie du aus der Limerence-Falle kommst

Einfach „loslassen“ funktioniert nicht. Hier sind konkrete Schritte, die dir helfen, dich aus dem Kreislauf zu befreien:

1. Erkenne die Suchtstruktur

Limerence ist keine echte Liebe, sondern eine emotionale Abhängigkeit. Bewusstes Verstehen ist der erste Schritt.

2. Breche den Zyklus der intermittierenden Verstärkung

Jede Interaktion verstärkt das Suchtmuster. Reduziere den Kontakt so weit wie möglich – und vor allem: Erwarte keine Antwort mehr.

3. Führe ein Realitätstagebuch

Schreibe detailliert auf, wann diese Person dich verletzt, ignoriert oder abgewertet hat. Lies diese Liste regelmäßig durch.

4. Ersetze die Illusion durch Selbstfürsorge

Finde Wege, dir selbst die Sicherheit, Zuneigung und Wertschätzung zu geben, die du suchst. Sport, Meditation und soziale Kontakte helfen dabei.

5. Suche Unterstützung

Eine professionelle Begleitung kann helfen, die tieferen Muster hinter der Fixierung zu erkennen und aufzulösen.

Fazit: Limerence verstehen und loslassen

Limerence ist keine Liebe – es ist eine emotionale Abhängigkeit, die durch suchtähnliche Mechanismen verstärkt wird. Der Schlüssel liegt darin, den toxischen Kreislauf zu durchbrechen und dein eigenes Leben wieder in den Mittelpunkt zu stellen.

Heilung beginnt mit Bewusstheit. Wenn du das hier liest, hast du bereits den ersten Schritt getan. Der nächste ist, aktiv an deinem Ausstieg zu arbeiten – und dir selbst die Liebe und Anerkennung zu geben, die du verdienst. Denn du bist nicht weniger wert ohne diese Person. Du warst immer vollständig – du hast es nur vergessen.

Dein nächster Schritt: Hol dir Unterstützung

Wenn du spürst, dass du dich aus diesem Kreislauf befreien möchtest, aber nicht weißt, wie du anfangen sollst, dann ist mein Onlinekurs „Selbst.Bewusst.Sein.“ genau das Richtige für dich. Dort lernst du, wie du deine emotionale Abhängigkeit Schritt für Schritt loslässt, dein Selbstwertgefühl stärkst und wieder frei für echte, beidseitige Beziehungen wirst.

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